Kirche Sülfeld

„Es hat großen Spaß gemacht, in der Sülfelder Kirche zu spielen. Wir waren ja schon zum dritten Mal dort, und jedes Mal sind wir von der für eine Kirche außergewöhnlich guten Akustik angetan. Nicht überakustisch, aber eben auch nicht zu trocken. Es musiziert sich dort wie in einem guten Konzertsaal – einerseits wegen einer angenehm kurzen Nachhallzeit, andererseits wegen der direkten Abstrahlung der Orgel zu meinem Spielort. Und natürlich wegen der Bühnensituation, wir spielen beide vor dem Publikum und nicht unsichtbar von einer Empore. Und das Publikum ist spitze, sehr aufmerksam und begeisterungsfähig, toll!“

(Frank Lunte nach einem Konzert bei uns im Januar 2017-Saxophon und Orgel-mit Henning Münther Orgel)

Geschichte der Kirche Sülfeld

von Dr. Walter H. Wurmnest, Stuvenborn

Inmitten des Dorfes steht auf einer Erhebung die Kirche. Sie wird von einer Steinmauer umringt, die auch den alten Friedhof umschließt. An den verschiedenen Baustilen und Inneneinrichtungen kann man ihre wechselvolle Geschichte erkennen. Zum ersten Mal wird sie 1207 urkundlich erwähnt. Sie gehörte zum Hamburger Domkapitel. Erst im Laufe des 13ten Jahrhunderts entwickelte sich nach und nach die Abhängigkeit von den Herren auf Borstel.

Im Brüdervergleich von 1588 erhielten die Borsteler Herren das Patronat, die Jersbeker Herren das Kompatronat über die Kirche. Diese regelten die Rechte und Pflichten gegenüber der Kirche, die sie zum Teil konkurrierend ausübten. So können wir im Kircheninnern an der Südwand das alte „Borsteler Patronatsgestühl” mit dem Buchwaldschen Wappen bewundern und gegenüber an der Nordseite das noch prächtigere „Jersbeker Gestühl”. Auch hat jede Linie ihre eigenen Grabstätten. Die Borsteler Gruft ist der südliche Anbau, die heutige „Winterkirche“. Die Jersbeker Gruft wurde von Hans von Buchwaldt, Jersbek, an der Nordseite der Kirche erbaut und im 19ten Jahrhundert von Theodor Graf von Reventlow neugotisch umgestaltet.

Zweimal  wurde  die Kirche und insbesondere der Turm durch Feuer oder Sturm beschädigt. Im Jahr 1667 erhielt der Turm seine jetzige Gestalt mit einem Satteldach zwischen zwei Stufengiebeln, was für die Gegend ganz ungewöhnlich ist. Damals erhielt die Kirche auch das Gestühl für die gewöhnlichen Kirchenbesucher: „also dass die Männer an eine, die Frauenspersonen an die andere Seite gestellt werden, die bis dahin konfus durcheinander gestanden”. Aus dieser Zeit stammen auch der sechzehnarmige Messingkronleuchter mit Doppeladler und die bemerkenswerte Taufe, ein Knabe, der das Taufbecken trägt. Die prachtvollen hohen barocken  Patronatslogen an der Nordwand wurden 1725 eingebaut, die altarseitige für Jersbek und die linke für Borstel.

Bis zum Jahre 1906 erreichte man das Kircheninnere nur durch den südlichen Anbau, das Kinderhaus. Im Zuge einer Turmrenovierung wurde der neugotische Eingang durch den Turm gebaut, so dass man heute durch den Spitzbogen hindurch von Westen nach Osten die Kirche betritt. Die Sanierung von 1968 hinterließ die jetzige Erscheinungsform des Kircheninneren ohne Empore und mit neuer Orgel seitwärts des Kanzelbereichs.

Die Kirche ist das Zentrum einer lebendigen Kirchengemeinde und Veranstaltungsort kultureller Veranstaltungen in der Region. Sie hat eine gute Akustik und wird für unsere Kammerkonzerte stets dann genutzt, wenn ein Flügel nicht notwendig ist. Unvergessen sind so manche Streichquartettabende und Adventskonzerte.

Literatur- und Fotonachweis

  • Dr. Dr. Axel Lohr: Die Geschichte des Gutes Borstel bis zum Jahr 1938, Eigenverlag, Hamburg 2014, ISBN 978-3-00-046413-3
  • 775 Jahre Sülfelder Kirche: Chronik der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Sülfeld, 1982.
    Verfasser K. Thomsen, Bad Oldesloe und U. Bärwald, Sülfeld
  • Kirche zu Sülfeld: Ein kleiner Wegweiser, 800 Jahre, Flyer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Sülfeld
  • Fotos: Dr. T. Schwarz, Sülfeld